Mittwoch, 12. März 2008
11.03.08
Ja liebe Leser, ich lebe noch. Auch wenn ein paar Tage ohne neuen Blog-Eintrag vergangen sind. Ich habe mich in den letzten Tagen (von Samstag bis Dienstag ist es immer ganz ruhig in Abadiania) in Gegenwärtigkeit geübt und dabei bemerkt, dass ich zum einen überhaupt keine Lust hatte, mein Notebook in Betrieb zu nehmen – und andererseits auch, dass mich die Arbeit mit dem Notebook (auch wenn es „angenehme“ Dinge wie das Schreiben eines Blogs sind) immer aus der Gegenwart ziemlich wegholt und ich ganz schnell in mein altes Stress-Muster zurückfalle. Schon komisch. Ob das wohl an der elektromagnetischen Belastung liegt, oder einfach an dem Gewohnheitsmuster, welches mit diesem Gerät verbunden ist? In welchem Stress-Korsett wir uns in unserer Gesellschaft so befinden, wird einem hier in Brasilien so richtig klar. Die Brasilianer (zumindest hier am Land, bzw. die, die ich bislang kennengelernt habe) kennen nämlich überhaupt keinen Stress. Wozu auch? Es hat alles seine Zeit, und was heute nicht erledigt wird, wird eben morgen erledigt. Wenn man mal so die philosophische Frage stellt, was unser Stress eigentlich bringt, ist man schnell am Ende. Im besten Fall eine schnellere Geldvermehrung – aber das ist auch schon alles, und meistens vermehrt sich das Geld dann nicht bei einem selbst, sondern bei jemand anderem. Und dafür rennt man wie irre durchs Leben, hat den Kopf nur in der Zukunft und bekommt von der Gegenwart gar nichts mit. (Wenn ich hier „man“ schreibe meine ich mich natürlich selbst, es klingt nur irgendwie schöner, sich nicht so direkt damit anzusprechen). Also übe ich im Moment – und es fällt mir ziemlich schwer – so einfache Dinge, wie den Weg von meiner Pousada bis in die Casa ganz langsam zu gehen und alles wahrzunehmen, was mir so auf dem Weg auffällt, die buchstäblichen „Blumen am Wegrand“. Das ist schön und man glaubt gar, was man jedes Mal aufs Neue an einer 10 Minuten langen Straße, die man vermutlich schon 100-Mal gegangen ist, noch entdecken kann. Und wenn es nur ein Schmetterling ist, der ton-in-ton zur Blume paßt:


oder eine wunderschöne Spiegelung einer Häuserfront in den Straßenpfützen:



Nachdem es am Sonntag dann ganz ruhig war und ich wirklich der einzige Gast in der Pousada war, sind gestern wieder einige neue Gäste gekommen, diesmal alle aus den USA. Zuerst die (ursprüngliche) in N.Y. City lebende Taiwanerin Jane mit ihrem ca. 1 Jahre alten Sohn Eaton samt philipinscher Kinderfrau (die restlichen Kinder von ihr gehen in die Waldorf-Schule…), mit ihr zusammen Emma, ein „Guide“ der Casa, die auch schon Bücher über die Casa geschrieben hat (auch ihre Kinder waren in der Waldorfschule) und zuletzt noch Layne, eine amerikanische Percussionistin, die aber kürzlich nach Brasilien (Salvador) gezogen ist. Wieder eine ganz nette Gesellschaft mit vielen neuen Impulsen.

Heute nachmittags war ich beim „heiligen Wasserfall“. Das ist ein ganz magischer Ort in einem Tal unterhalb der Casa. Wenn man innerhalb der letzte Woche operiert wurde, muss man mit dem Taxi bis kurz davor fahren (war mir ganz recht, denn heute war es ziemlich heiß und der Weg sind so ungefähr 1,5 km ziemlich steil bergab bzw. dann berauf zu laufen). Der Wasserfall selbst hat mich zwar zuerst abgeschreckt, weil ich ganz kaltes Wasser vermutet hatte und mein Rücken nach wie vor eine große Katastrophe ist – aber er hat sich dann als gar nicht so kalt herausgestellt, sondern als ganz großartige Erfahrung. Man sagt, er hat die Kraft die Seele von allen Belastungen zu reinigen. Ich denke, ich werde noch ein paar Mal dahin gehen …

Zum Abschluss stelle ich Euch heute noch Julietta vor – unseren Hauspapagei. Er kann ziemlich viele Vogelstimmen nachmachen, den Frauen hinterherpfeifen, „Hallo“ sagen – und ich habe ihn im Verdacht, dass er auch krähen kann. Aber ich habe ihn bisher dabei noch nicht persönlich erwischt.



Morgen geht es um 07.30 Uhr wieder mit Casa-Arbeit los. Ich werde mich morgen schon in der „Frühschlange“ anstellen – und dann auch die Fotos vorlegen, die ich mitgebracht habe. Wenn ich den nächsten Tagen nicht täglich berichte, macht Euch keine Sorgen – ich übe mich dann in Gegenwärtigkeit….

Liebe Hannah, hier ist endlich auch für Dich ein Bild, statt Autos sind hier auch manchmal einfach Pferde auf der Straße. (überhaupt fahren noch ziemlich viele Pferdekutschen hier, selbst in den Großstädten sieht man immer wieder Pferdekutschen – allerdings nur mit irgendwelchen Lastanhängern dran, nicht mit Leuten drin)



PS: ich werde den allerneuesten Beitrag jetzt immer auf die Startseite stellen, dann braucht ihr nicht soviel herumzuklicken.

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