Freitag, 7. März 2008
06.03.08
Als die Frage kam, wer sich für eine sichtbare OP melden möchte (man muss zwischen 18 und 52 Jahren alt sein), hat mich kurz der Mut verlassen. Als ich sah, dass sich mein Zimmernachbar zum zweiten Mal meldete fragte ich dann, wie es nach einer Chemo sei – da hat der Übersetzer gleich abgewinkt, bei Chemo geht keine sichtbare OP. Ich war dann doch ein wenig erleichtert, dass mir die Entscheidung auf diese Weise abgenommen wurde. Aber vermutlich wäre es auch ein wenig sehr gewagt, so kurz nach der Chemo (und bei unbekanntem Leukozytenstand) so einen Eingriff machen zu lassen….
Von der OP hab ich relativ wenig gemerkt. Die Sitzung im sehr heißen und sehr vollen Raum hat gut 45 Minuten gedauert, ich hatte dabei kurz eine Wahrnehmung, als ob ich in einen Schleier gehüllt würde und dann ein Stechen in der Herzgegend. In der Nacht danach war es ähnlich, aber keine sehr deutlichen und keine sehr dramatischen Wahrnehmungen (wie sie andere durchaus hatten). War ich enttäuscht, nicht mehr zu merken? Irgendwie hatte ich mir natürlich schon ein bißchen mehr „Drama“ erhofft (wobei das ja durchaus noch kommen kann, mir kann bei jeder neuen Vorstellung von Joao wieder eine Operation „blühen“ – manche aus der Schweizer Gruppe hatten 3 Operationen in den 3 Wochen – aber nach den über 24h Distanz (ich habe die Ruhezeit exakt eingehalten, fast überhaupt nichts gesprochen, bin die meiste Zeit im Bett geblieben und hab auch mein Notebook nicht eingeschaltet) ist mir klar, dass es für mich genauso gut und richtig ist. Die Reise geht nach innen und meine Heilung muss von innen heraus erfolgen und nicht durch irgendwelche äußere Einflüsse. Jegliche schnellen „Erfolge“ – und dazu gehörte sicherlich auch „dramatischere“ Zeichen nach so einer OP – würde mich nur dazu verlocken, wieder im Äußeren verfangen zu bleiben und zu schnell zu glauben, es sei alles erledigt. Die Ruhe hat mir in jedem Fall sehr gut getan.
Beim Abendessen ein paar leicht erschütterte Franzosen-Schweizer: man riskiert ja bei jedem Mal, wenn man vor die „Entitäten“ (also vor Joao in Trance) tritt, dass man eine neue Verschreibung für die Kräuter-Medikamente bekommt (im Prinzip sind das nur Passionsfrucht-Tabletten). ABER: jede neue Verschreibung heißt ca. 75 Tage kein Alkohol, kein Schweinefleisch und kein Pfeffer. Und die (in diesem Fall dann mehr Franzosen) leiden schon hier, dass sie zum Abendessen kein „verre rouge“ trinken können. Eine Frau hat insgesamt 4 Verschreibungen kassiert, das sind umgerechnet 9 Monate ohne Alkohol, etc. (Sex ist zum Glück bei den Pillen erlaubt, nur 40 Tage nach der OP nicht). Man muss hier also auch richtig ein wenig Taktik entwickeln, um möglichst gut durchzukommen. Meine Taktik für morgen (Freitag) lautet: Vormittags in den Current-Room gehen (das ist der erste Meditationsraum, wo ca. 80 Menschen sitzen und zum einen Mithelfen, den Energiefluss (Current) aufzubauen, mit dem Joao inkorporieren kann und die Entitäten arbeiten können – und zum anderen die ganzen Menschenschlangen, die zu Joao wollen von schlechten Energien zu „reinigen“ – die müssen alle langsam durch diesen Raum gehen. Diese Ritual gehört mit dazu und man ist aufgefordert, möglichst viel Zeit in diesem Current-Room zu verbringen – und damit auch etwas zu geben. (Für mich hat das den angenehmen Nebeneffekt, dass ich dann für nachmittags keine Operation verschrieben bekommen kann, sonst müßte ich direkt schon wieder 24 Stunden im Bett bleiben, und das wäre sehr hart – siehe 7.3.08.

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