Mittwoch, 5. März 2008
04.03.2008
So sieht übrigens die Aussicht von der Meditationsterasse aus:

Man erlebt hier soviel, dass es fast schon schwierig ist, abends noch alles nachzuerzählen. Aber erst mal der Reihe nach. Sollte ich jemals wirklich längerer Zeit hier verbringen müssen (oder dürfen) habe ich mir heute früh vorgenommen, dass ich die Hähne alle der Reihe nach aufessen werde. Die haben echt eine Macke hier und fangen um 4.00 Uhr wie verrückt zu krähen an, gefolgt dann von den dadurch geweckten Hunden (die jaulen natürlich). Da die Häuser praktisch keine Isolation haben (mein Fenster haben nichtmal Scheiben, die sind einfach offen) hört man natürlich jedes Geräusch. Und wenn ich um 4.00 Uhr erst einmal wach bin (zuhause ist es ja dann 8.00 Uhr) ist natürlich an Einschlafen nicht mehr zur denken. Na ja, aber ich bin ja nicht zum Schlafen hier. Heute morgen wollte ich mir bei einem Spaziergang um kurz nach 6.00 Uhr das verschlafene und menschenleere Abadiania ansehen (hatte ähnliche Zustände wie in Spanien erwartet). Aber die Brasilianer sind wohl ganz anders – die Straßen waren schon voller Menschen, vor dem Schultor um 06.30 schon eine ganze Menge Kinder. Scheinen Frühaufsteher zu sein… Um 7.00 Uhr war ich dann mit meinem Zimmernachbarn Pierre der erste beim Frühstück. Er hat mir alle Vorgänge in der Casa nochmals ganz ausführlich erklärt, das ist gar nicht so einfach, sich das alles zu merken und zu beachten. Morgen wird es ja „ernst“. Er hat mir auch von seiner „sichtbaren“ Operation ausführlich erzählt. Er hat Epilepsie und hatte deshalb die Operation bekommen. Unter den ca. 60 Personen, die für eine OP ausersehen waren, hatten sich 3 für eine sichtbare OP gemeldet (die kamen auch alle dran). Er stand in der Reihe der zu Operierenden, musste die Augen schließen (und durfte sie bis nach Abschluss der OP nicht wieder öffnen – sonst wäre er auch wahrscheinlich davongelaufen) und wurde dann auf die Bühne geführt. Er wurde dann unter das Gebetsdreieck gestellt und hatte plötzlich ein Gefühl, wie wenn von oben mit großer Wucht eine Art Schleier über ihn gelegt wird (er ist dabei richtig erzittert). Dann hat Joao dann ein ca . 15 cm langes chirurgisches Instrument (sieht aus wie eine Schere) durch seine Nase ins Gehirn geführt. Dabei ist er zweimal auf Widerstand gestoßen, den er jeweils leicht durchstoßen hat. Zum Schluß kam dann eine Flüssigkeit (kein Blut) aus der Nase, eine Kompresse wurde in seiner Nase gelassen. Er hat dabei einen Schmerz gespürt, allerdings war dieser gut auszuhalten und ist nie über einen bestimmten Punkt gegangen. Danach wurde er in einen Rollstuhl gesetzt und in das Nach-OP-Zimmer gefahren. Nach einer halben Stunde konnte er dann nach Hause fahren (es ist Vorschrift, nach einer OP ausschließlich mit dem Taxi nach Hause zu fahren und danach 24 Stunden das Bett nicht zu verlassen, das Essen wird einem dann gebracht). Ob die Epilepsie dadurch geheilt ist, kann er natürlich noch nicht sagen, aber es ist ein Druck, den er sonst im Kopf hatte, verschwunden. Na ja, und Geschichten dieser Art gibt es viele, ich will Euch damit nicht langweilen. Aber ist es ist schon noch etwas anderen, jemanden persönlich zu treffen, als darüber nur im Internet zu lesen.

Am Dienstagvormittag wird in der Casa immer das Gemüse für die kostenlose Gemüsesuppe, die von Mittwoch bis Freitag nach den Zeremionen ausgegeben wird vorbereitet. Da ist Mitarbeit gefragt, und fleißig wie ich bin, hab ich mich natürlich nicht davor gedrückt. Lustigerweise bin ich nach ca. 1 Stunde draufgekommen, dass die Frau, die direkt neben mir saß aus Hallein kam. Die sind mit einer kleinen Gruppe zu viert da. Bei solchen Aktivitäten lernt man dann andere Leute kennen – und die Amerikaner sind meistens ohnehin sehr kontaktfreudig. Es herrscht in der Casa eine sehr angenehme, friedliche Stimmung, wie man sie sonst kaum irgendwo erleben kann.
Danach hatte ich (ein Tip von Pierre) hatte ich eine „Kristallbett“-Sitzung gebucht. Dies wird meistens von Joao jedem zu Beginn verschrieben und wenn man das im Voraus schon macht, hat man etwas Zeit gespart. Man kommt da auf Bett über dem für jedes Chakra ein großer geschliffener Bergkristall montiert ist und dieser wieder ist meinem Gerät verbunden, welches dann eine Art abwechselnd blinkendes Licht erzeugt. Durch diese Behandlung werden die Energiebahnen im Körper gereinigt und die Chakras geöffnet. Die 40 Minuten sind für mich wie im Flug vergangen, es war sehr angenehmes Gefühl, immer wieder so Energiewellen die durch den Körper gingen. Als ich rauskam, mußte ich mich erstmal eine halbe Stunde hinsetzen, denn ich war wie benebelt (aber angenehm benebelt). Am Nachmittag um 4.00 Uhr war dann (freiwilliges) Singen von religiösen Liedern. Wiederum fast nur Amerikaner, außer mir als Exoten noch eine Vorarlbergerin und ein Allgäuer. War aber auch nett. Und dann um 5.00 Uhr war eine Art Gedenkgottesdienst für eine der „Entitäten“ des Hauses, San Franzsiko Javier – der neben Dom Ignazio einer der Gründer des Jesuitenordens war. Und das war vermutlich gleich schon ein kleiner Vorgeschmack, wie es ab morgen weitergehen wird. Die Empfangshalle komplett voll mit Menschen und eine unglaubliche Stimmung. Es wurde gebetet (immer abwechselnd auf Portugiesisch und Englisch), gesungen und gemeinsam meditiert. Die gemeinsame Meditation hat mich so tief berührt, dass mir die Tränen herunterglaufen sind. Ein Moment im völligen Hier und Jetzt, ohne Gedanken. Sicherlich 100 Menschen (vielleicht auch mehr) haben gleichzeitig versucht, Licht und Liebe zu spüren und auch zu geben. Es ist schwer zu beschreiben und klingt auch vielleicht ein wenig komisch, aber es war ein sehr schönes Gefühl. Später am Abend (19.30) war dann die Einführung für neue Besucher auf Englisch, gehalten durch einen der Übersetzer der Casa (die dann die Botschaften der jeweiligen Entität übersetzen. Er begleitet Joao schon seit 10 Jahren durch die ganze Welt, war selbst schwer krank und konnte 4 Jahre lang nicht laufen, hatte einen schweren Schlaganfall mit Lähmung – und ist aber wieder völlig gesund. Und ein brasilianischer Macho dazu. War aber trotzdem ganz unterhaltsam und nochmals eine Vertiefung des ganzen Ablaufs. Danach waren lustige Fragen. Eine Amerikanerin hat darauf bestanden, dass sich die Entitäten doch über die jeweiligen Patientien unterhalten und austauschen müßten (weil der Übersetzer gesagt hat, wenn man 3 x hingeht und die gleiche Frage stellt wird man wahrscheinlich an 3 Entitäten kommen und vielleicht 3 unterschiedliche Rezepte bekommen) – sie wollte irgendwie nicht akzeptieren, dass sich die Entitäten eben nicht austauschen. Ein anderer Amerikaner hat gefragt, wie er denn mit seiner Chemotherapie weitermachen soll, denn er müßte kurz nach seinem Aufenthalt hier eine neue Chemotherapie machen. Hier war der Rat, kurz vor der Abreise die Entität zu fragen – meistens bekommt man eine klare Antwort darauf. Bei der Schwester des Übersetzers war auch so (die hatte Unterleibskrebs und hätte nach der Operation auch eine Chemo bekommen sollen). Die Entität hatte um einige Monate Zeit gebeten bevor die Chemo gemacht würde – und als es dann soweit war, war bei sämtlichen Tests keinerlei Krebs mehr zu finden und auch keine Notwendigkeit für eine Chemotherapie. Aber er hat auch ganz oft wiederholt, dass das Wichtigste was man mitbringen muss, Geduld ist. Nur Geduld führt zu Vertrauen, zu Glauben, und letztendlich zur Heilung. Am Ende der Veranstaltung saß ein ganz kleinlautes und verzweifeltes Ehepaar aus Argentinien da und sagte, sie sprechen leider kein Englisch und haben überhaupt nichts verstanden. Der Übersetzer hat dann nur ganz kurz das Wesentlichste erklärt, wovon sie aber auch fast nichts verstanden haben. Ich hab’ mich dann mit ihnen ein wenig unterhalten (der Mann hat Nierenkrebs) und ihnen das Nötigste erklärt, ich denke aber, dass ich morgen zwei „Anhänger“ haben werde. Aber ich habe mittlerweile schon so viel von anderen hier erfahren und profitiert, da kann ich ruhig auch etwas weitergeben. Und sie waren 1982 in Salzburg auf Hochzeitsreise und fanden es wunderschön! Jetzt ist es 22.00 Uhr, ich werde jetzt Schluss machen, denn morgen muss ich um Punkt 07.30 in der Casa sein und meine Frage und Bitte an die Entitäten übersetzen lassen. Wahrscheinlich werde ich vor Aufregung ohnehin nicht schlafen können!
P.S. Das Tagebuch-Schreiben ist überhaupt keine Belastung für mich, ich schreibe hier unheimlich viel (außer diesem Protokoll auch noch seitenweise in anderen Büchern) – und ich habe auch irgendwie das Gefühl, dass ich alles irgendwie auch für mich festhalten muss.
PPS: Ach ja, Simon ich wollte eigentlich heute die Dorfhunde für Dich fotografieren, aber es ist mir leider nur einer vor die Kamera gekommen. Der Rest folgt dann bald!

PPPS: Liebe Grüße an alle zuhause!!!

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